Paradiesisch: Segelfreizeit auf dem Ratzeburger See

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„Das ist hier ja schon so breit, wie unser See zu Hause überhaupt lang“ – auch bei unserer zweiten Segelfreizeit in Norddeutschland packte 2015 unsere Jugendlichen von der ersten Minute an die Begeisterung für den Ratzeburger See: Kaum am Mittwochabend angekommen, wurden die zwei diesmal mitgebrachten RS Fevas aufgebaut, und ab ging es zusammen mit ein paar Polyvalken bei bestem Wind bereits einmal kurz auf den See.

Die langsam eintrudelnden Freizeitteilnehmer – mit oder ohne Familie, jung oder alt – guckten ihnen sehnsüchtig hinterher oder bereits in strahlende Gesichter, als die Boote im Sonnenuntergang über die Slipbahn an ihren Platz unter der großen Trauerweide gezogen wurden. Aber es sollten ja bis Sonntagmittag noch dreieinhalb tolle Segeltage auf uns warten!

Dazu hieß es trotz Freizeit und Fronleichnam morgens zügig unter die Dusche zu springen, um kurz nach acht alle Freunde im Speisesaal mit seiner grandiosen Aussicht über den See zum Frühstück zu treffen. Kirsten, Conny und Mara vom gastgebenden Segelzentrum versorgten uns ab dann nicht nur mit einer herzlichen Willkommens-Atmosphäre, sondern auch mit Booten, Material, vielen hilfreichen Tipps und bester Laune, zusammen bei bestem Wetter – Sonne, warm und Wind – also ein perfekter Mix!

Erste Fisch-Sichtung

Erste Fisch-Sichtung

Endlich Segeln

Genossen haben wir wieder die breit gefächerten Möglichkeiten auf dem See, im und rund um den Hafen. Auf dem See kann man richtig Strecken segeln. Man hat aber auch einmal Zeit, ein Manöver zu Ende zu denken und einen Fehler zu erkennen, bevor schon wieder das nächste Ufer droht. Auch die Feva-Gennaker – auf dem Kemnader See muss dazu der Wind schon günstig stehen, dass man ihn nicht nur nervig ständig enttüddelt – wurden mächtig gelüftet und die Kids genossen richtig Speed. Die größeren Dimensionen „zwingen“ einen auch einfach, effektiver und besser zu segeln. Die Konzentration beim Am-Wind-Kurs klappt noch nicht so richtig, nachdem man fröhlich raumschots den See halb hoch gerauscht ist? Dann hängt man da halt erst mal eine Weile, und das Ziel am Horizont will zurück einfach nicht näher kommen. Der meist auf den Hafen stehende Wind regt auch dazu an, die eigenen Ab- und Anlegemanöver noch einmal neu zu überdenken und gemeinsam zu üben: Eine ungünstige Stelle zum Bergen der Segel, von der aus man dann dicke Arme bekommt beim Paddeln zum Hafen, in dem das nächste Essen wartet – das passiert einem nur einmal … Durch die große Zahl gleicher Boote kann man sich zudem prima messen, und auch unerfahrene Mitseglerinnen und Mitsegler fühlen sich darin wohl und sicher.

Polyvalk-Segeln

Polyvalk Auto-Scooter-Segeln

Aber nicht nur segeln: Ratzeburg-Atmosphäre

Auch wenn es dann einmal windseitig eher ruhig ist – wie am ersten Tag – kann man sich kaum entscheiden, welcher Alternative zu Segeljolle, Surfbrett oder Kat man sich zuerst zuwendet: Die Kinder turnen über die Stege und Boote und fischen nach Krebsen, unter der Weide lässt sich herrlich dösen, nebenan locken Fischbrötchen oder Eis, rundum reiht sich ein See an den nächsten, um den man laufen kann, und der mächtige Dom oberhalb des Segelzentrums verbreitet mit der umgebenden Altstadt einen ganz eigenen Flair. Wer nochmal aufs Wasser will, schnappt sich ein Kanu und paddelt eine Runde. Und es gibt immer etwas zu sehen: Abgesehen vom obligatorischen Hafenkino, in dem bei uns zum Glück meist eher über die eigenen Fehler gemeinsam gelacht als von der Bank über die anderer geschlaumeiert wird, ist ständig Bewegung auf dem Ratzeburger See: Die Ruderer nebenan sind seit frühem Morgen unterwegs und wir bestaunen ihre schlanken Boote mit winzigen Ruderblättern, der Fischer kommt von seinen Netzen heim, an den Stegen nebenan wird gewerkelt und auf dem See kann man mit etwas Glück Trainings von Motten oder Teilnehmern der Segelbundesliga verfolgen.

Einfahrt in die Wakenitz

Einfahrt in die Wakenitz

Nordfahrt

Von so einer schönen Zeit nimmt jeder sicher seine eigenen Eindrücke mit, neben vielen kleinen Erlebnissen, Atmosphäre und persönlichen Begegnungen (und natürlich dem grandiosen abendlichen Sonnenuntergangs-Grillen, das wir noch kurzfristig mit der Küche absprechen konnten) war aber sicher unser gemeinsamer Ausflug nach Rothenhusen ein Highlight: Die rund 10 km vom Süden in den Norden des Ratzeburger Sees kann man bei günstigem Wind zwar prima zurücklegen, aber für die Jüngeren oder etwas unerfahrene Segler ist es schon ein Herausforderung, über eine längere Zeit einen geschickten Kurs zu wählen und dann rein unter Segeln auch zu halten, mal ein Regattafeld zu umfahren und auch ein wenig gegenseitig aufeinander zu achten. Ganz im Norden des Sees hieß es bei etwas gedrehtem, auffrischenden Wind noch eine gute Strategie zu finden, wie man jetzt die Einfahrt zur Wakenitz – die auf einmal ganz schön schmal erscheint, versteckt zwischen den Bäumen liegt und die manchmal noch ein Fahrgastschiff ausspuckt – zu treffen. Wenn dann alles passt, erwartet einen ein toller Moment: nach welligen, windigen Stunden auf dem Wasser zischt man zwischen die Bäume, plötzlich ist alles grün rundherum und nach einigen Paddelschlägen macht man inmitten eines fröhlichen Gruppen- und Bootsgewusels fest. Wenn dann noch Conny mit dem Pkw um die Ecke kommt und wir gemeinsam das von ihr mitgebrachte Essen auf dem Rastplatz unter Bäumen genießen, könnte es einem besser gar nicht gehen.

Einen herzlichen Dank allen dafür, die vorbereitet und geholfen haben, die den Jugendlichen eine Mitfahrt ermöglichten und natürlich dem Team vor Ort, ohne das alles nur halb so gut, halb so schön und halb so lustig geklappt hätte!

Nächste Segelfreizeit 2016

Und weil es so schön war – fahren wir auch 2016 wieder nach Ratzeburg!

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