Segeln lernen am Kemnader See

Seit vielen Jahren begleitet diese Sammlung vieler Segel-Tipps rund um den „Opti“ unsere Jugendarbeit. Erstellt von Jens und Günter Garstka und durch viele Abbildungen ergänzt durch Silke Garstka hat „Mach mit! Das kleine Buch für junge Segler“ schon vielen Opti-Generationen aufs Wasser verholfen. Mit freundlicher Genehmigung der Autoren stellen wir Euch hier auszugsweise nacheinander einige der besten Tipps zusammen.

Du willst mit uns segeln lernen? Hier gibt es die ersten Tipps!

Sieht aus, als ob es Spaß macht … aber kippt man eigentlich nicht gleich wieder um? Und woher weiß ich, was der Wind mit mir anstellt? Und vor allem: Wie kommt man überhaupt wieder zurück, ohne zu Fuß zu laufen? Alles halb so schwer! Hier zeigen wir Dir schon einmal unser Boot, den „Opti“, und wie man ihn zusammenbaut.

Noch einfacher ist es natürlich, wenn Du bei uns donnerstags vorbeischaust (den Kontakt zum Team findest Du hier) und es zusammen mit uns ausprobiert. Wir sind ab Mitte März auf dem Wasser! Du wirst sehen: es dauert nicht lange, und schon drehen wir zusammen im Hafen des Kemnader Sees auf der Ruhr die erste Runde!

Aus dem Jugendalter bist Du raus? Wir drehen gerne mit Dir zusammen Spaß- und Praxisrunden! Hier findest Du unsere weiteren Aktivitäten.

Aller Segel-Anfang ist nicht schwer

Den Teil des Bootes, der sich im Wasser befindet nennen wir Rumpf. Du wirst immer im Rumpf sitzen, wenn du das Boot führst. Der vordere Teil wird als Bug und der hintere Teil als Heck bezeichnet. Die flache Platte am Heck ist der Spiegel.

Um vorwärts zu kommen, benötigen wir erst einmal ein Paddel. Wenn man nur das Paddel benützt, dreht sich der Opti unentwegt im Kreis. Wir brauchen also noch ein Steuer. Das Steuer wird bei den Seglern als Ruder bezeichnet. (Manchmal wird das Paddel auch fälschlicherweise als Ruder bezeichnet.) Das Ruder wird  über die Ruderpinne  – meistens nur Pinne genannt –  bewegt.

Wenn man jetzt lospaddelt, wird der Opti ziemlich stark zur Seite weggedrückt.  Als Mittel gegen die sogenannte Abdrift wirkt das Schwert. Es wird in der Mitte des Bootes in den Schwertkasten hineingeschoben. Dies geschieht immer mit der runden Kante nach vorne. Jetzt kannst du eigentlich schon  fahren.

Es fehlen nur noch zwei Dinge:

Das erste ist eine Leine, mit der man das Boot am Steg festmachen kann. Das ist die Vorleine, die ersten Knoten dazu findest du hier. Und das zweite ist etwas, das du nie vergessen darfst. Es ist nicht erlaubt, ohne Schwimmweste aufs Wasser zu gehen, auch wenn du noch so gut schwimmen kannst. Vergiss deshalb niemals: Das wichtigste beim Segeln ist eine Schwimmweste – die man aber auch angezogen hat, und die man nicht am Steg liegen lässt.

Der Aufbau des Optimisten (© Silke Garstka)

Der Aufbau des Optimisten (© Silke Garstka)

Los geht’s auf den See!

Auch wenn wir noch gar kein Segel gesetzt haben, wollen wir uns jetzt auf jeden Fall schon einmal fortbewegen und ausprobieren, wie sich so ein Opti anfühlt und steuern lässt!

Hierbei setzt sich die Steuerfrau oder der Steuermann zur Pinne des Steuerruders, also nach achtern („achtern“ ist die hintere Hälfte des Bootes.) Die zweite Seglerin oder der zweite Segler setzt sich davor in den Bug. Jetzt braucht man nur noch kräftig die Pinne hin und her zu bewegen: Durch die Bewegungen des Ruderblattes des unteren Teiles des Ruders, der ins Wasser ragt – entsteht eine Strömung, die dein Boot schon nach vorne treibt. Diese einfache Fortbewegungsart nennen wir Wriggen.

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es oft nützlich sein kann, wenn man diese Technik beherrscht. In vielen Revieren – auch bei uns am Kemnader See – kann der Wind in kurzer Zeit oder kurz vor dem Steg abflauen. Häufig sind aber keine Paddel an Bord. Dann kommt man auf diese Weise in den Hafen zurück an den Steg, von dem aus man gestartet ist.

Es schaukelt?

Wenn es dabei ein bisschen schaukeln sollte, brauchst du gar keine Angst zu haben. Der Bootsboden des Optis ist nämlich extra so breit und flach, dass du nicht so schnell umkippen kannst. Man muss schon extra eine Menge Quatsch anstellen, bis das passieren kann.

Wieder zurück!

Wenn du nach deinem Ausflug auf dem Wasser wieder festmachen willst, musst du die Vorleine am Steg anknoten. Deshalb wird die Vorleine oft auch als Festmacherleine bezeichnet. Auch dafür gibt es besondere Knoten. Wenn du dabei kurz aufpasst, kannst du sicher sein, dass der Knoten hält und der Opti nicht plötzlich ohne dich von alleine wieder wegschwimmt. Der Knoten heißt zwar etwas kompliziert „1 ½ Rundtörns mit zwei halben Schlägen“, aber wie einfach man ihn üben kann, siehst du auf unserer Knotenseite.

Das Segel des Optimisten (© Silke Garstka)

Das Segel des Optimisten (© Silke Garstka)

Das Opti-Segel

Wir haben uns vorgenommen, zu segeln – nicht einfach nur so rumzupaddeln. Daher wird es Zeit, dass wir uns mit dem Segel beschäftigen!

Das Segel ist so eine Art Windmotor. Durch die Kraft des Windes drückt das Segel das Boot nach vorne.

Bevor du segeln kannst, musst du deinen Opti erst weiter vorbereiten; das nennt man auftakeln. Bei deinem Boot ist das Auftakeln aber wesentlich leichter als bei den großen Booten.

Das Segel ist an Mast und Baum mit einer Reihleine befestigt. Wenn du das Segel zum Steg gebracht hast und dort auseinander faltest, kannst du an ihm drei große Teile aus leichtem Aluminiumrohr erkennen:

  • den Baum, der die Unterkante des Segels hält
  • den eigentlichen Mast, der das Segel an dessen Vorderkante hält
  • den Spriet: eine Stange, die schräg über das Segel ragt und dafür sorgt, dass die oberste Ecke des Segels nicht flattert oder herunterhängt

Der Baum wird mit der Baumgabel am noch auf dem Steg liegenden Mast befestigen, so dass zwischen Baum und Mast fast ein rechter Winkel entsteht.

Nun steckst du das eine Ende des Spriets, also der Stange, die jetzt noch übrig ist, in die kleine Schlaufe an der obersten Segelecke. Dafür ist an dem Spriet ein kleiner Zapfen angebracht, der sich Sprietnock nennt. Am anderen Ende des Spriets ist eine dünne Leine. Diese führst du durch eine Umlenkrolle am Mast zur Klemme (ebenfalls am Mast). Wenn du sie durch die Klemme gesteckt und gespannt hast, entfaltet sich das ganze Segel zu einer großen Fläche. Manchmal kommt noch ein Achtknoten in die Leine, damit sie nicht herausrutschen kann.

Damit das Segel auch an seiner hinteren Kante einen besseren Halt bekommt, werden kleine Kunststofflatten – die Segellatten – in die ins Segel eingenähten schmalen, länglichen Lattentaschen eingesteckt.

Dieses zwar noch recht unstabile Gebilde aus Mast, Baum und Segel kannst du bereits aufrichten, um es nun zum Opti zu tragen und zu befestigen. Schau dir das Boot noch einmal genau an! Du findest im Bug ein Brett mit einem Loch – die Querducht – und darunter eine Halterung für den Masten, den Mastschuh. Du hebst also den Mast über die Querducht und stellst den Mastfuß durch das Loch in der Querducht hindurch in den Mastschuh.

Die Führung der Schot (© Silke Garstka)

Die Führung der Schot (© Silke Garstka)

Unser Gaspedal: die Schot

Jetzt flattert das Segel vielleicht schon im Wind hin und her, dass du es kaum bändigen kannst.

Wenn du das Segel beherrschen willst, benötigst du wieder eine Leine dazu. Sie ist etwas dicker und geschmeidiger als die übrigen am Segel und heißt Schot. Diese Schot muss nur noch durch die Blöcke gezogen werden. Das sind die Rollen, die am Baum und am Boden des Bootes befestigt sind. Sie sind eine Art Flaschenzug und sollen dir die Arbeit erleichtern.

Wie man die Schot durch die Blöcke zieht, lässt du dir bei den ersten Treffen in aller Ruhe zeigen, es ist nicht schwer. Vergiss aber den Achtknoten am Ende der Schot nicht, damit sich nicht wieder alles von alleine auseinanderfädelt! Damit du dir es etwas besser merken kannst, schaust du dir am besten die Zeichnung  genau an.

Das klingt auf den ersten Blick alles sehr kompliziert, ist es aber gar nicht. Wenn man es ein paar Mal gemacht hat und sich gegenseitig hilft, bereitet es dir keine Probleme mehr.

Immer bevor du das Boot an seinen Platz zurückbringen willst, musst du das alles wieder abbauen. Was sagt wohl der Segler dazu?

Ist doch klar: abtakeln!

Opti-Manöver

Inzwischen kannst du es wohl kaum erwarten, die ersten Manöver zu fahren. Der Opti wird genau mit dem Bug in die Richtung gestellt, aus der der Wind weht. Das Segel flattert nun hin und her. Wir sagen: die Segel killen. Der Opti steht dann genau im Wind.

Der Opti steht genau im Wind von vorne: die Segel killen (© Silke Garstka)

Der Opti steht genau im Wind von vorne: die Segel killen (© Silke Garstka)

Wenn du nun losfahren willst, musst du den Opti mit dem Ruder so weit herumdrehen, dass der Wind von einer Seite kommt. Zieh jetzt die Schot etwas zu dir heran (der Segler sagt, dass er das Segel „dichtholt“). Schon beginnt dein Opti zu fahren!

Wenn es dir zu schnell wird, kannst du die Schot auch wieder ein bißchen loslassen („auffieren“). Aber lass sie nur langsam aus der Hand gleiten: Lässt du die Schot ganz los, dann löst sich das Segel ganz, du bleibst stehen und der Opti wird etwas kippeliger.

Die Seite des Optis, die dem Wind zugewandt ist, ist die Luv-Seite. Die dem Wind abgewandte Seite nennt sich Lee-Seite.

Um loszusegeln, darf der Wind nicht genau von vorne kommen

Um loszusegeln, darf der Wind nicht genau von vorne kommen

Zurück segeln mit der Wende

Dein erstes Manöver ist die Wende. Sie ist das meistgefahrene Manöver, weil sie sehr sicher und daher auch bei stärkerem Wind leicht zu fahren ist. Wenn du den Wind von der Seite hast, drehst du die Pinne so, dass du in die Richtung fährst, aus der der Wind weht (1, 2). Nach kurzer Zeit stehst du im Wind (3). Lass das Ruder stehen, so wird der Opti immer weiter herumgedreht, und das Segel wandert von selbst auf die andere Seite – du hoffentlich auch – (4). Sobald du den Wind wieder von der Seite hast (5), diesmal aber eben von der anderen, legst du die Pinne in die Mitte und fährst wieder geradeaus. Auf diese Art kannst du leicht immer hin und her fahren.

Die Wende: einfach und sicher zurück

Die Wende: einfach und sicher zurück

Weißt du  noch, wie du den Opti anhalten kannst? Du brauchst den Opti dazu nur in den Wind zu stellen und die Schot loszulassen. Der Segler sagt dazu auch: „in den Wind schießen“

Halbwind-Kurs

Das Zusammenspiel von Windrichtung und Fahrtrichtung bestimmt den Kurs. Bei deinen ersten Manövern kam der Wind jetzt fast immer ziemlich genau von der Seite – du bist mit „halbem Wind“ gesegelt.

Halbwind-Kurs: der Wind kommt von der Seite

Halbwind-Kurs: der Wind kommt von der Seite

Ärgerlich ist nur, dass du auf diesem Halbwind-Kurs nicht überall hinkommst. Dabei kann man in fast alle Richtungen segeln – sogar fast gegen den Wind. Wichtig ist dazu nur, dass du immer weißt, woher der Wind gerade weht. Um das feststellen zu können, hilft dir das kleine Windfähnchen an der Mastspitze, das wie ein Wetterhahn funktioniert. Wenn du den Opti auftakelst, solltest du also jedes Mal auch das Windfähnchen – vom Segelprofi „Verklicker“ genannt – anbringen.

Fast gegen den Wind: Am-Wind-Kurs

Mit einem Blick nach oben auf den Verklicker kannst du nun so steuern, bis der Wind ziemlich weit von vorn kommt – jetzt segelst du „am Wind„. Bei diesem Kurs krängt der Opti manchmal etwas mehr zur Seite, was man durch das Körpergewicht wieder ausgleicht. Aber er macht oft auch mehr Spaß, da es um deinen Opi herum etwas mehr spitzt! Wenn du  übertrieben hast und zu sehr in Richtung des Windes steuerst, stehst du allerdings ungewollt still im Wind. Nun geht es erst wieder weiter, wenn du das Boot etwas vom Wind weg drehst, sodass er wieder mehr von der Seite kommt: jetzt bist du etwas „abgefallen“ und nimmst wieder Geschwindigkeit auf.

 

Der Wind kommt mehr von vorne: Am-Wind-Kurs

Der Wind kommt mehr von vorne: Am-Wind-Kurs

Dein Opti beginnt vor allem dann zu krängen, wenn der Wind etwas auffrischt (aufbrist) – wenn er also zunimmt. Du kannst dieser Krängung entgegenwirken, wenn du dich auf die Außenkante deines Optis setzt oder dich mit deinem Oberkörper hinauslehnst. Du reitest dann den Opti aus. Damit du dabei nicht hinausfällst, dienen dir die Ausreitgurte (Fußgurte): deine Füße passen genau unter die Schlaufe.

Wind schräg von hinten: Raumschots-Kurs

Kommt der Wind bei deinem Opti schräg von hinten, dann fährst du einen Raumschots-Kurs. Er ist der ruhigste Kurs – und oft schneller, als er sich auf dem Boot anfühlt.

Ruhiger Raumschots-Kurs: Wind schräg von hinten

Ruhiger Raumschots-Kurs: Wind schräg von hinten

Wind genau von hinten: vor dem Wind

Wenn der Wind ganz von hinten kommt, dann fährst du einen Vorwind-Kurs. Du fährst, wie der Name schon sagt, vor dem Wind, so dass der Wind dich vor sich her schiebt. Dieser Kurs ist der langsamste und auch der gefährlichste: Der Baum kann bei einer kleinen Winddrehung oder bei der kleinsten Kursänderung mit hoher Geschwindigkeit auf die andere Seite umschlagen und dich aus dem Boot werfen. Zumindestens kann es eine schöne Beule geben. Daher erfordert der Vorwind-Kurs etwas Übung und große Aufmerksamkeit des Steuermannes. Dabei leistet das Windfähnchen große Dienste.

Vorwand-Kurs: langsam und knifflig

Vorwand-Kurs: langsam und knifflig

Sitzposition: schneller segeln

Manchmal siehst du zwei Optis auf gleichem Kurs mit gleichem Wind. Dennoch ist der eine schneller als der andere. Achte einmal darauf, wo die Kinder jeweils sitzen. Eine gute Möglichkeit, deinen Opti etwas schneller werden zu lassen, ist das richtige Austrimmen, indem du den Sitzplatz veränderst. Sitzt du zu weit vorn – vor dem Mittelschott – dann schiebst du den ganzen See vor dir her, und dein Opti lässt sich nicht gut steuern. Sitzt du zu weit hinten, entstehen am Heck Wasserwirbel, die den Opti am Wasser ‘festsaugen’. Der beste Sitzplatz ist meistens direkt hinter dem Mittelschott.

Sicherheit: Wasser im Boot

Wenn du einmal viel Wasser ins Boot bekommen hast – wozu man auf dem Kemnader See normalerweise schon einigen Quatsch anstellen muss – bekommt man es aus dem Opti mit einem Schöpfgefäß wieder hinaus; es nennt sich Ösfass. Du solltest es immer im Opti mitführen. Damit es nicht hinausfallen kann, wird es mit einer kleinen Leine irgendwo, wo es nicht stört, festgemacht.